Dokumentation

Dokumentation klingt abschreckend - ist aber einfacher als gedacht. Hier sind unsere Tipps, wie du es richtig machst.

Was bedeutet dokumentieren?

Wir verstehen unter Dokumentation, dass das, was die betroffene Person dir erzählt, aber auch die Dinge, die du selbst beobachtest, schriftlich festgehalten werden.

Wieso dokumentieren?

In Gerichtsverfahren geht es vor allem um Beweise. In Deutschland ist die medizinische Dokumentation von körperlichen und sexuellen Verletzungen die nützlichste Art von Beweismitteln. Das schließt leider finanzielle und emotionale Gewalt aus.

Vor Gericht heißt es oft "Aussage gegen Aussage". Indem du dokumentierst, was du beobachtet hast, kannst du einer Person, die von häuslicher Gewalt betroffen ist, dabei helfen, Anzeige zu erstatten und vor Gericht eine Verletzung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens vor Gericht nachzuweisen. Auch wenn das Opfer eine Anzeige im Moment nicht in Erwägung zieht, kann sich das später ändern. Je präziser und regelmäßiger dokumentiert wurde, desto eher wird Opfern vor Gericht geglaubt.

Wie man dokumentiert

Auch wenn die Reihenfolge variieren kann, solltest du die folgenden Punkte schriftlich, zum Beispiel in einer Mail, festhalten:

Beispiele

Hinweis: In "Beispiel 2" hat das potenzielle Opfer den Missbrauch geleugnet. Es ist dennoch wichtig, zu dokumentieren. Falls sich herausstellt, dass das Opfer dir aus Angst Informationen vorenthalten hat, können deine Aufzeichnungsversuche wertvolle Beweise liefern.

Hallo Emma,

Danke, dass du mir von deinen Erfahrungen erzählt hast.

Wie besprochen, fühlst du dich vielleicht nicht wohl dabei, wenn ich deine Erfahrungen schriftlich niederlege, aber es könnte zu einem späteren Zeitpunkt hilfreich sein. Nur du und ich haben Zugang zu dieser Mail.

Du hast mir erzählt, dass dein Partner, mit dem du seit 2 Jahren zusammen bist, dich emotional missbraucht hat. Er hat dich zuvor nie geschlagen oder getreten. Stattdessen machte er seiner Wut Luft, indem er auf Gegenstände einschlug, z. B. ein Loch in die Wand schlug oder gegen den Schrank trat, bis er auseinanderfiel.

Letzten Dienstag, den 14. Februar, kam er jedoch um ca. 22 Uhr nach Hause und stürmte ins Schlafzimmer. Du warst zu diesem Zeitpunkt bereits eingeschlafen und bist aufgewacht, als er versuchte, ohne deine Zustimmung Sex mit dir zu haben. Es gelang dir, dich zu befreien und aus der Wohnung zu fliehen. Deine Nachbarin, Frau Schmidt, die im 6. Stock wohnt, hörte den Aufruhr und nahm dich bei sich auf, als sie dich weinend in deinem Schlafanzug sah [...]

Anbei sende ich dir Links zu einigen Diensten, die dir helfen könnten. [...]

Bitte melde dich, wenn du Unterstützung brauchst oder einfach nur reden möchtest.

Liebe Grüße, Leonie

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